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NATIONAL












































           Treffen des VDT im Jahr 2020                                                                    Fotos: VDT
           Wichtiger Ausbildungspartner

           Der VDT wird 110 Jahre alt



           Als ich im Jahr 1974 meine Ausbildung zum staatlich geprüften Tennislehrer an der   de zunehmend in den Vereinen und Verbänden
           TU München begann, durften erstmals auch Tennislehrer an den Verbandsspielen   beklagt, da die schnelle Mark kaum zu kontrol-
           teilnehmen. Bis zum Jahr 1973 galten sie als Professionals und waren von Amateur-  lieren war. Der VDT wurde stark gefordert, die-
                                                                                 ser Welle von Lehrkräften zu trotzen, um den
           spielen ausgeschlossen. Diese Kombination Trainer / Spieler war für viele plötzlich   selbst gesteckten hohen Qualitätsstandard ein-
           attraktiv, denn auf den Wettkampf wollte keiner verzichten. Zwar fanden auch   halten zu können.
           Deutsche Meisterschaften für Tennislehrer im VDT statt, z. B. bei Dunlop in Hanau,
           aber der spielerische Kontakt zum Verein ist für die meisten Trainer unverzichtbar.  Anspruch an Qualität
                                                                                 Aufgestellt wurde der Anspruch bei der Lehre
                                                                                 Qualität anzubieten 1911, als der VDT in Berlin
           Tennislehrer weiter Amateure,      reichten zwar die Ausschüsse des Bundestages,   als Verband Deutscher Lawn Tennis Berufsspie-
           viele “Balleimerbesitzer”          aber eine Anerkennung blieb aus. Man konn-  ler gegründet wurde. Namhafte  Trainer wur-
           Mitte der 60-er Jahre begann der Tennisboom   te nicht nachweisen, dass – anders als bei Ski-  den in der Mitgliederliste geführt, wie Roman
           in Deutschland und hielt für 30 Jahre an. Lehr-  lehrern – eine gesundheitliche Gefährdung der   Najuch, Kurt Pohmann oder Rupert Huber. Für
           kräfte waren heiß begehrt, so dass der DTB in   Schüler eintreten könnte, wenn beliebige Ten-  Berliner, Roman Najuch eröffnete 1949 die Ten-
           Abstimmung mit dem Deutschen Sportbund   nisspieler mit oder ohne Lizenz unterrichteten.  nishallen am Kaiserdamm und befand sich in
           begann, Übungsleiter für den Jugendunterricht   Für mich war klar, dass eine berufsmäßige Tä-  enger Abstimmung mit Gottfried von Cramm,
           auszubilden. Neu und überraschend war, dass   tigkeit im Tennis, nur mit einer Mitgliedschaft   der den Internationalen  Tennissport für die
           sie, obwohl ihr Stundeneinsatz bezahlt wur-  in dem Berufsverband VDT einhergehen könn-  Nachkriegszeit auf den Weg brachte, wie das
           de, auch weiterhin als Amateure gelten konn-  te. Altmodisch gesprochen wertete ich meine   Bild zeigt. 1949 war auch das Jahr, als Dunlop
           ten. Dieses Angebot wurde intensiv von den   VDT-Mitgliedschaft zu einer Art Berufsehre auf   die Tennisballproduktion wieder aufnahm und
           Amateursportlern aufgegriffen, wie auf den   und gehörte zum auserwählten Kreis der Ten-  den 75.000 registrierten Vereinsmitgliedern in
           VDT-Verbandstagungen beklagt wurde. Zu-  nisboom-Gestalter. Und der Boom in den Ten-  Deutschland das Spielen ermöglichte.
           gleich strömten zahlreiche ausländische Spie-  nisvereinen war enorm. Nur über rigide Platz-  Der VDT  stand  und  steht  nunmehr  seit  Jahr-
           ler in die Vereine und belegten mit oder ohne   einteilungsverfahren war es möglich,  den   zehnten für eine umfassende berufsmäßige
           Lizenz die Plätze. Damals war im VDT die Hoff-  Andrang auf die Plätze zu regeln. Gleitzeit im   Ausbildung zum staatlich anerkannten Tennis-
           nung groß, dass zur Abgrenzung gegenüber   Beruf oder gar das heutige Homeoffice waren   lehrer. Vorläufer des Titels „staatlich anerkannt“
           der stetig wachsenden Zahl der Übungsleiter   noch unbekannt und so erschienen um 16.30   war 1961 das Saarland, bevor die TU München
           und „wilder“ Tennisunterrichtender,  eventuell   Uhr nahezu alle Mitglieder gleichzeitig auf der   von 1967 bis zum Jahr 1998 die zahlreichen An-
           ein staatlich anerkannter Beruf „Tennislehrer“   Anlage, um einen Platz zu ergattern. Der so ge-  wärter  zum „staatlich  anerkannten Tennisleh-
           werden könnte. Die Bemühungen des VDT er-  nannte Wildwuchs der Balleimerbesitzer wur-  rer“ ausbildete. Parallel  zur  TU München ini-

     16    matchball | Mai 2021                                                            Tennis-Verband Berlin-Brandenburg e.V.
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